Toxische Beziehungen – Wir hatten beide Angst vor Nähe
Nicht nur der Narzisst hat Angst!
Wenn du meinen Blogbeitrag gefunden hast, suchst du sicherlich nach Antworten, da du die Zusammenhänge eurer Beziehung noch nicht greifen kannst. Verzweifelt wird nach einer Erklärung mit passender Lösung gesucht. Immerhin war doch zu Beginn eurer Beziehung alles so schön.
Ich verstehe dich so gut. Was am Anfang nach einer ewigen Lovestory aussieht, endet in einem Albtraum. Woran liegt das? Ich habe in meinen damaligen toxischen Beziehungen nicht verstehen können, dass mein Partner auf einmal, so gar kein Interesse mehr an mir hatte. Ich schien Luft für ihn zu sein. So als wäre ich unsichtbar. Es fühlte sich unerträglich an.
Sicherlich wirft dir dein Partner vor, dass du zu anhänglich bist und ihm die Luft zum Atmen nimmst. Eine total verdrehte Welt, denn am Anfang konnte er gar nicht genug von dir kriegen.
Ich wollte, genau wie du für mich Antworten finden, denn auch meine Beziehungen liefen immer wieder aufs Gleiche hinaus. Kaum, dass ich mich auf einen Partner einließ, distanzierte sich dieser von mir. Ich machte es mir in der Vergangenheit sehr einfach und klebte auf jedes Arschloch den Stempel „Narzisst.“ Das ist natürlich totaler Unsinn, denn nicht jeder Mann, der sich emotional nicht wirklich einlassen kann, ist gleichzeitig ein Narzisst.
Mein Wunsch nach Nähe war schon immer sehr groß und niemals hätte ich vermutet, dass meine eigene Angst vor Nähe eines meiner grundlegenden Probleme mit Männern war. Auf unbewusster Ebene suchte ich mir Männer aus, die mir nicht gefährlich werden konnten. Eigentlich ist es total krass, wie wir uns somit selbst die Chance verbauen, in genau die Partnerschaften zu gehen, die wir uns doch im Grunde genommen wünschen.
Dieses führt zu einem Teufelskreis aus Schwierigkeiten und Herzschmerz, solange dieses im Verborgenen liegt. Das bedeutet demnach, dass unser eigenes ambivalentes Verhalten in Bezug auf Nähe, jedes Mal unser Bindungssystem antriggert, da wir mit Männern in Resonanz gehen, die perfekt zu unserem inneren System passen. Narzissten ist es nicht klar, dass sie solche Ängste in sich tragen. Sie spüren, dass die Frauen ihnen zu nahekommen und deuten dieses als Bedrohung und Freiheitsverlust. Genau in solchen Momenten kommt es dann in der Regel zur Trennung und die Narzissten tun dann die Ex Beziehung damit ab, dass es scheinbar wieder nicht die Richtige war. So läuft er von einer Beziehung in die nächste, in der Hoffnung, dass es diesmal besser wird.
So viel sei schon einmal gesagt. In der Regel wird es nicht besser. Wie denn auch, wenn doch das alte Bindungssystem noch aktiv ist? Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es nicht einfach ist, sein Beuteschema zu verändern und somit andere Partner anzuziehen. Es braucht das konsequente Reflektieren seiner eigenen Muster und vor allem auch den Mut Beziehungen zu verlassen, die nach dem alten Schema ablaufen.
Der Narzisst und sein Drang nach Freiheit
Kennst du das? Du hast mit deinem Narzissten im Idealfall ein schönes Wochenende oder Urlaub verbracht. Plötzlich und aus heiterem Himmel bricht er einen Streit vom Zaun und du verstehst die Welt nicht mehr. Was ist hier bloß los? Bitte tue eins nicht in diesem Moment. Suche nicht sofort den Grund oder die Schuld bei dir.
Im Zusammenhang mit der Nähe, die ihr am Wochenende hattet, ist es dem Narzissten zu eng geworden. Dadurch, dass er so freiheitsliebend ist und zu viel Nähe als Bedrohung empfindet, ist in ihm alles auf Flucht ausgerichtet. Eins schon Mal vorweg. Du kannst nichts tun. Egal, welches Gespräch du nun mit ihm führen möchtest, wird es nur weitere Fluchtinstinkte in ihm auslösen. Er will nicht reden und kann auch nicht kommunizieren, dass er gerade den Raum für sich braucht, um durchzuatmen.
Nähe und Verbindlichkeit hebeln sie systematisch durch Abwertung und inszenierte Konflikte aus. Es bedeutet zusätzlich, dass es in einer toxischen Beziehung unmöglich ist, sich auf einer tief emotionalen Ebene zu begegnen.
Dem Narzissten kommt es überhaupt nicht in den Sinn, dass ihr Verhalten eine Strategie ist, um die Partnerin auf Distanz zu halten. Du hingegen wünschst dir Nähe und Geborgenheit, die du dennoch bei einem Narzissten nur temporär erhalten wirst.
Vielleicht fragst du dich, ob du ihm helfen kannst? Naja, das könntet ihr gegenseitig tun, wenn denn auch er motiviert wäre eure Beziehungsprobleme anzugehen. Ist er jedoch in den meisten der Fälle nicht. Ihr versucht euch gegenseitig davon zu überzeugen, dass eure Art von Nähe und Distanz zu leben, die einzig Wahre ist. Es entsteht ein endloser Machtkampf, der mit keinem Gewinner hervorgehen wird.
Kurze Leseprobe aus meinem Buch „Eiskalt – mein Leben in toxischen Beziehungen und der knallharte Weg da raus
….Aus heutiger Sicht kann ich sagen, dass eine liebevolle Kommunikation auf beiden Seiten einige Konflikte oder Missverständnisse aus dem Weg geräumt hätte. Dadurch, dass es weder mir noch meinen Partnern bewusst war, dass wir unsere Angst vor Nähe unterschiedlich auslebten, war ein Zusammenkommen jedoch unmöglich. Aus heutiger Sicht musste es immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten kommen, denn wir hatten unterschiedliche Bedürfnisse nach Nähe. Das ist im Übrigen total in Ordnung, denn es gibt hier kein richtig oder falsch. Es ist okay, Bedürfnisse zu haben und den Wunsch nach Stabilität in einer Partnerschaft. Wenn diese Bedürfnisse nicht befriedigt werden, können wir nicht wirklich glücklich sein. Ich habe erkannt, dass ich damit aufhören darf mich schlecht zu fühlen, nur weil ich Bedürfnisse habe…..
Der Narzisst, wie auch du selbst habt Erfahrungen gemacht, die nicht wirklich schön und förderlich waren, um gesunde Bindungen einzugehen. Das kann zum einen die Erfahrung der Erniedrigung und Vernachlässigung gewesen sein und zum anderen wurden die eigenen Grenzen von wichtigen Bezugspersonen permanent überschritten. Diese Erfahrungen wurden zumeist im eigenen Elternhaus gemacht oder durch andere wichtige Bezugspersonen.
Auch sexueller Missbrauch liegt in manchen Fällen zu Grunde, wenn wir Probleme damit haben andere Menschen an uns heranzulassen.
Ich bin ehrlich…mir war das lange nicht klar, dass ich Angst vor echter Bindung hatte. Die Verknüpfung, die ich mit Nähe aufbauen konnte, war alles andere als schön. „Wenn ich dich zu nahe an mich heranlasse, könntest du mich verletzen,“ oder „Wenn ich dich zu nahe an mich heranlasse, habe ich Angst, dass du mich wieder verlassen könntest.“ Das bedeutet, dass in dem Moment mein verletzter Anteil aus der Kindheit aktiviert wurde und ich somit nur mit Partnern in Resonanz ging, die ähnliche Wunden in sich trugen. Das Gesetz der Resonanz besagt, dass Gleiches, Gleiches anzieht.
Mein Bindungssystem wurde in dem Moment aktiviert, sobald ein Mann an mir Interesse bekundete, der einen ähnlichen Schmerz in sich trug. Diese magnetische Anziehungskraft und die unbändige Vertrautheit zu Beginn der Beziehung, war nicht das perfekte Match, wie noch angenommen.
Vielmehr waren es zwei verletzte innere Kind Anteile, die sich zueinander hingezogen fühlten. Wir verwechseln genau diese Kollusion mit echten liebevollen Gefühlen. So passiert es, dass in einer toxischen Beziehung, zwei verletzte Kinder mit sich kämpfen. Nichts anderes ist es, auch, wenn du noch nach anderen Antworten suchst. That’s it!
Mit Selbstliebe und Achtsamkeit das Selbstsabotageprogramm erlösen
Achtsamkeit im Datingprozess
1. Reflektiere ehrlich
Wenn du irgendwann wieder den Mut hast auf dem Datingmarkt präsent zu sein, überprüfe dich gerne im Vorfeld, ob du wirklich bereit bist. Spürst du Glaubenssätze im Alltag, die mal hier und da aufploppen?
Kannst du es gut aushalten, mit nahestehenden Menschen über einen längeren Zeitraum zusammen zu sein? Wie sieht es aus, wenn du von mehreren Menschen umgeben bist? Kannst du den kurzen Abstand zu ihnen gut aushalten? (z.B Konzert, U-Bahn, Shopping-Center usw.) Auch das sind Anzeichen, wenn wir unbewusst Angst vor Nähe haben.
2. Alarmzeichen beim Daten
Wenn du dabei bist einen Mann kennenzulernen, achte bitte für dich darauf, ob der Mann beständig und vertrauensvoll rüberkommt. Achte da wirklich auf dein Bauchgefühl und auch auf deine körperlichen Reaktionen. Ich kann mich rückblickend erinnern, dass ich bei jeder angehenden toxischen Beziehung, ein sehr unangenehmes Gefühl in der Magengegend hatte. Zu dem Zeitpunkt hatte sich meine Intuition gemeldet.
3. Welche schmerzlichen Themen gibt es aus der Vergangenheit
Dadurch, dass wir oftmals versuchen all unsere Probleme auf kognitiver Ebene zu lösen, bleibt der Schmerz jedoch in uns. Wir ziehen somit weiterhin genau das an, was auf unser Bindungssystem anspringt. In dem Fall Narzissten oder andere Männer, die emotional nicht verfügbar sind.
Umgangssprachlich wird es auch Beuteschema genannt. Der Schmerz will erlöst werden und es braucht die Annahme dessen, was nach Heilung schreit.
Zusammengefasst
Der reife Umgang mit seinen eigenen Gefühlen und Verletzungen ist die Hauptzutat einer erwachsenen Liebesbeziehung. Toxische Beziehungen sind dieses bei weitem nicht. Hier handelt es sich eher um eine Liebesbeziehung, die auf kindlichem Niveau geführt wird. Aufseiten des Narzissten sieht es wie folgt aus: „Ich will meine Freiheit!“ Aufseiten der Co- abhängigen Person eher entgegengesetzt: „Bitte verlasse mich nie, denn das überlebe ich nicht!“
Nichts davon ist besser oder weniger richtig, sondern lediglich ein Anzeichen dafür, dass beide Parts Angst vor echter Nähe haben. Beide wären mit dieser inneren Überzeugung nicht in der Lage, echte und beständige Liebesbeziehungen einzugehen. Solange du als Co-abhängige Person um die Nähe deines Partners betteln musst, kannst du dir sicher sein, dass da ein kindliches Ich am Werk ist. Das Gleiche beim Narzissten, der mit Kritik und Streit Distanz aufbaut. Die kindlichen Verletzungen anzugehen ist unabdingbar, wenn wir gesunde und erfüllende Partnerschaften eingehen wollen.
Dein Leben ist wertvoll und verdient es, in Freude gelebt zu werden
Hilfe, um toxische Beziehungen zu verarbeiten und dir zu einem starken ICH zu verhelfen, erhältst du bei mir.
Von Herz zu Herz, deine Martina