Podcast#232 – Was ist Bindungsangst?

7. Februar 2025

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Was ist Bindungsangst? Bindungsangst ist die tiefe, oft unbewusste Furcht vor Nähe und emotionaler Abhängigkeit. Viele Menschen sehnen sich nach einer tiefen, liebevollen Beziehung – doch wenn es ernst wird, steigt in ihnen eine unerklärliche Angst auf. Sie ziehen sich zurück, sabotieren die Beziehung oder fühlen sich eingeengt. Diese Angst vor Nähe ist kein Zufall, sondern hat oft tiefe Wurzeln. In diesem Beitrag erfährst du, was Bindungsangst wirklich ist, woher sie kommt, welche Dynamiken sie in Beziehungen auslöst und wie du sie überwinden kannst. Denn Liebe sollte nicht mit Angst verbunden sein – sondern mit Vertrauen und Freiheit.

In der heutigen Podcastfolge bespreche ich mit dir unter anderem:

  • Was ist Bindungsangst?
  • Bindungsangst und ihre Auswirkungen
  • Wie kann man Bindungsangst überwinden?

Was ist Bindungsangst?

Bindungsangst ist die tiefe, oft unbewusste Furcht vor Nähe und emotionaler Abhängigkeit. Menschen mit Bindungsangst haben Schwierigkeiten, sich auf eine langfristige, tiefgehende Beziehung einzulassen. Statt sich sicher und geborgen zu fühlen, empfinden sie Bindung oft als einengend oder bedrohlich. Diese Angst ist kein Zeichen von fehlender Liebe oder Desinteresse – sie ist ein Schutzmechanismus. Meist liegt ihr eine frühere Verletzung zugrunde, die das Vertrauen in stabile Beziehungen erschüttert hat. Doch diese Angst geht oft weit über das bloße Bedürfnis nach „Freiraum“ hinaus – sie steht im direkten Zusammenhang mit tiefsitzenden Ängsten, die in der Kindheit oder in früheren Beziehungen verwurzelt sind.

Die Bindungsangst ist nicht nur ein emotionales oder psychisches Phänomen, sondern zeigt sich auch häufig im Körper. Menschen mit Bindungsangst erleben oft körperliche Symptome, wenn sie in emotionalen Nähe-Dynamiken involviert sind. Das Herz fühlt sich an, als würde es schneller schlagen, wenn zu viel Nähe entsteht oder eine tiefere Verbindung spürbar wird. Nähe und Verpflichtung können körperliche Reaktionen wie Magenbeschwerden oder ein flaues Gefühl im Bauch hervorrufen. Die Muskeln ziehen sich zusammen, insbesondere im Nacken oder in den Schultern, als eine unbewusste Reaktion auf das Gefühl, emotional eingesperrt zu werden. In stressigen Momenten, wenn die emotionale Distanz bedroht wird, kann der Körper mit Überhitzung oder Schweißausbrüchen reagieren. Diese körperlichen Reaktionen sind oft Ausdruck des inneren Konflikts zwischen dem Wunsch nach Nähe und der Angst vor dem Verlust der eigenen Freiheit.

Woher kommt Bindungsangst?

Die Wurzeln der Bindungsangst reichen oft bis in die Kindheit zurück. Häufig haben Betroffene erlebt, dass: Liebe an Bedingungen geknüpft war („Ich bekomme nur Zuwendung, wenn ich brav bin“), Eltern emotional nicht verfügbar waren oder ihre Zuwendung durch Liebesentzug eingestellt haben oder Trennungen oder Verluste das Vertrauen in Beziehungen erschüttert haben. Aber auch schmerzhafte Erfahrungen in späteren Beziehungen, wie Verrat oder Verlust, können Bindungsangst auslösen oder verstärken. Ein plötzlicher Verlust einer geliebten Person, toxische Beziehungen oder wiederholte Ablehnung können dazu führen, dass sich ein Schutzmechanismus entwickelt. Nähe wird mit Schmerz gleichgesetzt, und das Herz verschließt sich.

Menschen mit unsicheren Bindungserfahrungen in der Kindheit sind besonders gefährdet. Die Bindungstheorie von John Bowlby beschreibt, dass Kinder, die wenig emotionale Sicherheit erfahren haben, oft unsichere Bindungsstile entwickeln. Das bedeutet, dass sie entweder Nähe übermäßig suchen (ängstlich-ambivalenter Bindungsstil) oder sich vor Nähe schützen (vermeidender Bindungsstil). Beides kann im Erwachsenenalter zu Problemen in Beziehungen führen. Auf der einen Seite ist der Wunsch nach Bindung da und auf der anderen Seite die Angst, die eigene Unabhängigkeit zu verlieren.

Bindungsangst und die Auswirkungen

Bindungsangst und die Auswirkungen

Welche Gedanken haben Bindungsängstliche, wenn Nähe zu viel wird? Ein zentraler Aspekt der Bindungsangst ist die Vorstellung, dass Liebe nur dann „echt“ ist, wenn sie mit intensiven Gefühlen verbunden ist. Für Bindungsängstliche ist Liebe oft mit einem hohen Maß an Aufregung, Leidenschaft und Dramatik verbunden. Wenn diese intensiven Gefühle abnehmen oder sich beruhigen, können Zweifel aufkommen. Sie beginnen zu glauben, dass ihre Partnerin nicht die „Richtige“ ist oder dass die Beziehung an Tiefe verliert. Die Fragen, die sich dann auftuen, lauten oft: „Was ist, wenn das nur ein Zwischenstadium ist und es nie wirklich ernst wird? Puh, wie kann ich Freiraum herstellen, damit ich mich nicht selbst verliere?“

Diese Gedanken können dazu führen, dass sie sich zurückziehen oder die Beziehung sabotieren, da sie sich vor emotionaler Abhängigkeit fürchten. Die Vorstellung, in eine Beziehung „gefangen“ zu sein, ist oft so stark, dass sie dazu neigen, ihre Partnerin zu hinterfragen oder sich selbst emotional zu distanzieren. Betroffene mit Bindungsangst sind sich darüber nicht bewusst, dass sie sich oftmals selbst sabotieren und somit Bindung meiden, obwohl tief im Inneren der Wunsch vorhanden ist.

Bindungsangst und Verlustangst: Ein Teufelskreis

Eine besonders häufige und schmerzhafte Dynamik entsteht zwischen bindungsängstlichen und verlustängstlichen Menschen. Die verlustängstliche Partnerin sehnt sich nach Bestätigung und Nähe und fühlt sich schnell unsicher, wenn der Bindungsängstliche sich zurückzieht. Diese Unsicherheit verstärkt die Verlustangst, was wiederum den Bindungsängstlichen dazu bringt, sich noch weiter zu distanzieren. Der bindungsängstliche Partner hingegen fühlt sich von der emotionalen Nähe der Verlustängstlerin eingeengt und zieht sich zurück, um Raum zu gewinnen. Doch dieser Rückzug verstärkt wiederum die Ängste der Verlustängstlichen, die immer mehr nach Nähe sucht. Dieses „Push-Pull“- Spiel – der Wechsel zwischen Nähe und Distanz – kann für beide Partner äußerst schmerzhaft und frustrierend sein.

Der bindungsängstliche Partner wünscht sich tief im Inneren eine gesunde, stabile Beziehung, hat jedoch gleichzeitig große Ängste vor zu viel Nähe und emotionaler Abhängigkeit. Auch wenn seine Handlungen oft das Gegenteil vermuten lassen, gibt es einige Dinge, die er sich von seiner Partnerin wünscht.

Er sehnt sich nach einem sicheren Hafen, in dem er sich nicht verurteilt oder unter Druck gesetzt fühlt. Der Wunsch nach einer Partnerin, die ihm zeigt, dass er geliebt wird, auch wenn er sich zurückzieht, und dass er dennoch nicht verlassen wird, ist in ihm präsent. Diese Sicherheit hilft ihm, sich langsam zu öffnen. Da der bindungsängstliche Partner oft mit tief verwurzelten Ängsten zu kämpfen hat, braucht er eine Partnerin, die geduldig ist und die Dynamik der Beziehung nicht sofort persönlich nimmt.

Wie zeigt sich Bindungsangst in Beziehungen?

Bindungsangst kann sich auf unterschiedliche Weise zeigen. Manche Menschen ziehen sich zurück, wenn es ernst wird. Andere suchen bewusst unerreichbare Partner oder beenden Beziehungen, sobald sie zu tief werden. Nähe wird als erdrückend empfunden. Kleinste Fehler werden übergroß wahrgenommen. Der Bindungsängstliche flüchtet sich in Arbeit, Hobbys oder andere Menschen werden zur Priorität. Es gibt immer wieder Zweifel an der Beziehung, mit den Gedanken: „Ist das wirklich die richtige Partnerin für mich?“ oder „Bin ich überhaupt beziehungsfähig?“ Für die Partnerin kann das verwirrend und schmerzhaft sein. Sie fühlt sich oft unsicher, nicht genug oder hilflos.

Bindungsängstliche Menschen zeigen zu Beginn einer Beziehung oft übermäßige Fürsorglichkeit und Aufopferung, weil sie die anfängliche Verliebtheit und das Bedürfnis nach Nähe als positiv empfinden. In dieser Phase sind sie bereit, sich zu öffnen, weil die intensive Zuneigung sie mit positiven Gefühlen erfüllt. Doch mit der Zeit, wenn die Beziehung tiefer wird und mehr emotionale Verpflichtung verlangt, tritt ihre Angst vor Verlust der eigenen Freiheit und Unabhängigkeit zutage. In dem Moment, in dem sie das Gefühl haben, zu viel Nähe oder Verantwortung zu tragen, ziehen sie sich emotional zurück. Die anfängliche Aufopferung wird plötzlich durch Distanz ersetzt, da sie die Verbindung als erdrückend empfinden. Dies kann für den Partner sehr verwirrend und schmerzhaft sein, da der plötzliche Wechsel zwischen Nähe und Kälte schwer zu verstehen ist.

Wie kann man Bindungsangst überwinden?

Wie kann man Bindungsangst überwinden?

Der erste Schritt zur Überwindung von Bindungsangst ist das Erkennen und Verstehen der eigenen Ängste. Oftmals sind diese Ängste tief verwurzelt und unbewusst. Es kann hilfreich sein, sich die eigenen Muster und Reaktionen bewusst zu machen, besonders in Momenten, in denen Nähe oder Verantwortung in der Beziehung drohen. Woher kommt diese Angst? Ist sie durch frühere Erfahrungen, wie eine unsichere Kindheit oder schmerzhafte Trennungen geprägt? Das Bewusstsein darüber, warum man sich so verhält, ist der erste Schritt zur Heilung. Reflexion und Selbstbeobachtung helfen dabei, die Ängste nicht als etwas Bedrohliches zu sehen, sondern als ein Signal, an dem gearbeitet werden kann.

Sobald die Ängste erkannt wurden, ist es wichtig, gesunde Strategien zu entwickeln, um mit ihnen umzugehen. Dies kann durch Achtsamkeit und Meditation geschehen, um sich in stressigen Momenten zu beruhigen. Auch Atemübungen oder körperliche Aktivitäten wie Yoga können helfen, das innere Gleichgewicht wiederzufinden. Es ist wichtig, sich selbst nicht zu verurteilen, sondern geduldig mit sich zu sein und sich nicht für das eigene Verhalten zu schämen. Stück für Stück kann man lernen, sich nicht vor der Nähe zu fürchten, sondern sie als etwas Positives zu sehen, das das eigene Leben bereichern kann.

Kommunikation und langsam Nähe aufbauen

Ein entscheidender Schritt zur Überwindung von Bindungsangst ist die offene Kommunikation mit der Partnerin. Anstatt sich zurückzuziehen oder die Gefühle zu verdrängen, sollten die Ängste angesprochen werden, um Missverständnisse zu vermeiden. Eine ehrliche Kommunikation über die eigenen Bedürfnisse, Ängste und Wünsche kann dazu beitragen, eine gemeinsame Lösung zu finden und das Vertrauen zu stärken. Dabei ist es wichtig, auf den richtigen Moment zu achten, um diese Gespräche zu führen – ohne Druck und in einer Atmosphäre, in der beide Partner sich sicher und gehört fühlen.

Die Überwindung von Bindungsangst ist ein Prozess, der Zeit und Geduld erfordert. Es hilft, sich kleine, behutsame Schritte vorzunehmen, um Nähe zuzulassen, ohne sich dabei zu überfordern. Das kann zunächst bedeuten, bewusst Zeit mit dem Partner zu verbringen oder sich vorsichtig emotional zu öffnen, ohne sofort alles preiszugeben. Die Erfahrungen, die man dabei macht, können helfen, Vertrauen in die Beziehung und in sich selbst zu entwickeln. Mit der Zeit wird die Angst vor zu viel Nähe weniger und das Vertrauen in eine stabile, liebevolle Beziehung wächst.

Was kann die Partnerin tun?

Die Partnerin eines bindungsängstlichen Menschen spielt eine entscheidende Rolle dabei, wie die Beziehung verläuft und wie der bindungsängstliche Partner seine Ängste überwindet. Die Partnerin sollte geduldig mit dem bindungsängstlichen Partner sein und verstehen, dass dessen Verhalten nicht aus Desinteresse oder mangelnder Liebe resultiert, sondern aus tief verwurzelten Ängsten. Anstatt den Rückzug oder die emotionalen Distanzierungen persönlich zu nehmen, ist es wichtig, Mitgefühl und Verständnis zu zeigen. Sie kann dem Partner signalisieren, dass sie für ihn da ist, ohne ihn unter Druck zu setzen, sich schneller zu öffnen. Da bindungsängstliche Menschen oft das Gefühl haben, in Beziehungen ihre Unabhängigkeit zu verlieren, ist es wichtig, dem Partner den Raum zu lassen, den er braucht. Die Partnerin sollte ihm die Freiheit geben, sich zu entziehen, ohne Angst zu haben, dass dies das Ende der Beziehung bedeutet.

Indem sie ihm Freiraum lässt, fühlt sich der bindungsängstliche Partner weniger eingeengt und hat die Möglichkeit, in seinem eigenen Tempo Nähe aufzubauen. Es ist entscheidend, dass die Partnerin ihre eigenen Bedürfnisse nicht aus den Augen verliert. Sie muss Verantwortung für ihr eigenes Wohlbefinden übernehmen und darf dem bindungsängstlichen Partner nicht die gesamte Last für ihr Glück aufbürden. Ihre emotionale Stabilität sollte nicht allein von ihm abhängen. Indem sie ihre eigenen Ängste, insbesondere Verlustängste, erkennt und an ihnen arbeitet, kann sie ihre innere Stärke finden. Dies bedeutet, sich selbst zu lieben und die Beziehung nicht als Quelle der ständigen Bestätigung zu sehen. Gesunde Beziehungen basieren auf gegenseitiger Unterstützung, nicht auf der Erwartung, dass der andere die eigene emotionale Lücke füllt.

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Ich freue mich auf dich.
Von Herz zu Herz, deine Martina

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