Podcast#218 – Einsamkeit! Zwischen Sehnsucht und Selbstfindung
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Einsamkeit ist ein leises Gefühl, das oft in den Hintergrund unseres Lebens rückt, bis es plötzlich alles ausfüllt. Manchmal fühlt es sich an wie ein Schatten, der immer da ist, ohne dass wir ihn bemerken, und manchmal schlägt es uns mit solcher Wucht ins Herz, dass wir kaum noch atmen können. Einsamkeit ist schwer in Worte zu fassen, denn sie kann so vieles sein: Ein stilles Verlangen, ein brennendes Vermissen, eine bohrende Leere. Doch was bedeutet es wirklich, einsam zu sein? Ist es ein Zeichen von Schwäche oder ein natürlicher Teil unserer menschlichen Existenz? Während die Sehnsucht nach Nähe und Verbindung oft überwältigend sein kann, birgt die Einsamkeit auch das Potenzial zur Selbstfindung und inneren Stärke. Ich möchte mit dir darüber sprechen, wie du deiner Einsamkeit begegnen kannst und welches Geschenk sich dahinter zeigen kann.
In der heutigen Podcastfolge bespreche ich mit dir unter anderem:
- Woher kommt das Gefühl von Einsamkeit?
- Welche Gefühle sind an Einsamkeit gekoppelt?
- Kompensationsstrategien und neue Wege
Woher kommt das Gefühl von Einsamkeit?
Das Gefühl von Einsamkeit hat seine Wurzeln in einer Mischung aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren. Ursprünglich stammt Einsamkeit aus unserem evolutionären Erbe. Menschen sind von Natur aus soziale Wesen, die auf Gemeinschaft und Zugehörigkeit angewiesen sind, um zu überleben. Schon in frühen Stammesgesellschaften war es gefährlich, allein zu sein – wer isoliert war, war ungeschützt vor Gefahren. Das Gefühl der Einsamkeit könnte also ursprünglich als ein Signal entstanden sein, das uns daran erinnert, wieder Anschluss zu suchen, um die Sicherheit der Gruppe zu finden. Auf neuronaler Ebene wurde festgestellt, dass Einsamkeit eng mit dem Belohnungssystem im Gehirn verbunden ist. In Momenten der Einsamkeit wird der Neurotransmitter Dopamin – der uns normalerweise Freude und Motivation bringt – weniger ausgeschüttet. Die Folge ist ein Gefühl der Leere oder Traurigkeit. Hormone wie Cortisol (ein Stresshormon) können ebenfalls eine Rolle spielen. Menschen, die sich einsam fühlen, neigen dazu, einen erhöhten Cortisolspiegel zu haben, was zeigt, dass Einsamkeit Stress in uns auslösen kann und das Gehirn sie als Bedrohung empfindet.
Zwischen Kindheit und der modernen Gesellschaft
Auf psychologischer Ebene hat Einsamkeit oft mit unseren Selbstbildern und Bindungsmustern zu tun, die sich schon in der Kindheit entwickeln. Wenn wir in unserer frühen Entwicklung keine verlässlichen, liebevollen Bindungen erleben, kann das zu einem Gefühl der Unsicherheit und sozialen Angst führen. Diese frühe Erfahrung von „emotionale Vernachlässigung“ kann später dazu führen, dass wir uns schwerer tun, echte Nähe zuzulassen oder dass wir uns einsam fühlen, auch wenn wir in Gesellschaft sind. Ich habe dieses vor einigen Wochen erlebt, dass ich mich unter hunderten von Menschen, unendlich einsam fühlte. In diesem Moment hörte ich meine innere Stimme sagen: Ich fühle mich weder mit mir verbunden noch mit irgendeinem Menschen, der mich hier gerade umgibt.
Auch soziale Faktoren spielen eine große Rolle. In der modernen Gesellschaft hat sich unser Lebensstil stark verändert. Menschen ziehen häufiger um, leben zunehmend allein und verbringen weniger Zeit in Gemeinschaften. Die ständige Präsenz von Social Media gibt oft eine oberflächliche Form der Verbindung, die uns aber nicht wirklich das Gefühl gibt, gesehen oder verstanden zu werden. Besonders in westlichen Kulturen, wo der individuelle Erfolg und die Unabhängigkeit oft über alles gestellt werden, wird die Einsamkeit häufig verdrängt, statt als ein normales und menschliches Gefühl zu akzeptieren. Mir hat der bewusste Rückzug und die Entscheidung meiner Einsamkeit zu begegnen, nochmal mehr aufgezeigt, dass ich in echte und nährende Beziehungen investieren möchte. Zu mir selbst und auch zu anderen.
Welche Gefühle sind an Einsamkeit gekoppelt
Einsamkeit geht oft mit einem ganzen Spektrum an Gefühlen einher, die sowohl intensiver als auch subtiler Natur sein können. Ich möchte mit dir über die häufigsten Emotionen sprechen, die mit Einsamkeit verbunden sind. Ein sehr prägendes Gefühl, das oft als Grundton der Einsamkeit erlebt wird, ist die Traurigkeit. Einsame Menschen empfinden häufig Traurigkeit, weil sie das Fehlen von Nähe und Verbundenheit schmerzlich spüren. Diese Traurigkeit kann tief gehen, vor allem, wenn das Gefühl der Isolation über längere Zeit anhält. Einsamkeit geht oft mit einer starken Sehnsucht nach Gemeinschaft und Verbundenheit einher. Diese Sehnsucht richtet sich nach Nähe, Verständnis und das Gefühl, von jemandem wahrgenommen und geschätzt zu werden.
Einsamkeit kann auch Ängste auslösen, beispielsweise die Angst, niemals jemanden zu finden, der einem das Gefühl von Zugehörigkeit gibt, oder die Furcht, abgelehnt oder nicht verstanden zu werden. Die Ablehnungswunde kenne ich nur zu gut. Diese Ängste können dazu führen, dass man sich noch mehr zurückzieht und die Einsamkeit verstärkt. Wer sich oft einsam fühlt, zweifelt möglicherweise an sich selbst und fragt sich, ob man „genug“ ist. Die ständige Isolation kann den Eindruck vermitteln, nicht „würdig“ für echte Freundschaften oder Beziehungen zu sein, was das Selbstwertgefühl stark belasten kann. Einsamkeit kann auch Frustration oder sogar Wut hervorrufen, besonders wenn man das Gefühl hat, dass andere Menschen sich nicht genügend kümmern oder dass es ungerecht ist, so allein zu sein. Diese Wut kann sich sowohl gegen die Umwelt richten als auch gegen sich selbst und zu einem Kreislauf aus Schuldgefühlen und Selbstkritik führen.
Zwischen Hoffnungslosigkeit, Scham, Leere und Erinnerungen hin und her schwanken
Wer lange einsam ist, fühlt sich manchmal, als gäbe es keinen Ausweg aus dieser Situation. Es entsteht ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit, dass sich an der eigenen Lage nichts ändern wird. Diese Verzweiflung kann den Antrieb nehmen, etwas zu verändern, und die Einsamkeit weiter verstärken. Viele Menschen empfinden Scham, weil Einsamkeit oft als „persönliches Versagen“ erlebt wird. Gerade in Gesellschaften, in denen soziale Netzwerke und Beziehungen als Maßstab für Glück gelten, kann es besonders schwer sein, sich selbst einzugestehen, dass man einsam ist. Ich kenne diesen inneren Struggle sehr gut. Meine Erfahrung zeigt, dass der bewusste Weg seiner Einsamkeit zu begegnen, sehr viel Potenzial bereithält.
Einsamkeit kann zu einem Gefühl von innerer Leere führen. Wenn keine erfüllenden Beziehungen oder Aktivitäten das Leben bereichern, kann sich ein Vakuum in der eigenen Gefühlswelt breitmachen. Diese Leere kann sich lähmend anfühlen und den Alltag erschweren. In der Einsamkeit werden oftmals Erinnerungen an vergangene Beziehungen geweckt. In der Rückschau werden diese dann idealisiert. Diese Erinnerungen können sowohl Trost als auch Schmerz bringen, besonders wenn sie das Gefühl verstärken, dass man diese Art von Verbindung nie wieder finden wird. Einsamkeit ist also ein komplexes, vielschichtiges Gefühl, das verschiedene andere Emotionen und Gedanken in uns anstoßen kann. Sie kann ein Teufelskreis werden, bei dem die negativen Emotionen die Einsamkeit verstärken und den Ausweg erschweren – doch sie kann auch ein Hinweis darauf sein, dass wir für neue Verbindungen offen sein dürfen.
Durch unbewusste Selbstbestrafung in die Einsamkeit gehen
Manchmal denken wir, wir wären die einzigen, die diese Schwere in sich tragen, aber die Wahrheit ist: Einsamkeit kennt fast jeder. Vielleicht fühlen wir uns isoliert, weil wir uns fremd unter anderen fühlen. Oder wir erleben, dass Menschen, die einst nah waren, sich entfernt haben. Auch inmitten einer Menschenmenge kann man sich unglaublich einsam fühlen – ein Gefühl, das besonders dann schmerzt, wenn es scheint, dass niemand es versteht. So lange bin ich vor meiner Einsamkeit geflohen. Zu groß war meine Angst ihr ins Gesicht zu schauen. Ich wusste, dass es nicht schön wird und trotzdem tat ich es, weil ich wusste, dass ich ansonsten in absehbarer Zeit wieder vor dieser Tür stehen würde.
Bestraft man sich vielleicht selbst mit Einsamkeit? Ja, das kann tatsächlich vorkommen. In manchen Fällen ist Einsamkeit eine unbewusste Art der Selbstbestrafung, die aus tief verwurzelten Überzeugungen, negativen Selbstbildern oder unverarbeiteten Emotionen resultiert. Menschen mit geringem Selbstwertgefühl glauben manchmal, dass sie Zuneigung oder Anerkennung nicht verdienen. Sie isolieren sich dann aus Angst, abgelehnt oder kritisiert zu werden, was letztlich zu einem Kreislauf aus Einsamkeit und Selbstabwertung führen kann. Unbewusste Schuldgefühle oder Scham können ebenfalls dazu führen, dass sich Menschen selbst bestrafen, indem sie sich von sozialen Kontakten zurückziehen. Dies geschieht oft nach schwierigen Erlebnissen, wie zum Beispiel dem Ende einer Beziehung, Fehlern in Freundschaften oder Konflikten in der Familie. Die Isolation wird dabei als eine Art „Strafe“ für vermeintliche Fehler gesehen.
Kompensationsstrategien und neue Wege
Einsamkeit wird oft unbewusst kompensiert, indem Menschen versuchen, das Gefühl der Leere oder Isolation zu füllen – meist durch Aktivitäten oder Gewohnheiten, die kurzfristig Trost oder Ablenkung bieten. Viele greifen auf Social Media, Dating-Apps oder Online-Communities zurück, um sich verbunden zu fühlen. Diese Plattformen bieten schnelle, leichte soziale Interaktionen und lassen uns oft glauben, „Teil“ von etwas zu sein. Doch häufig bleibt das Gefühl von Tiefe und echter Nähe aus, was die Einsamkeit oft verstärken kann. Ein anderes häufiges Mittel gegen Einsamkeit ist Arbeit. Durch die Konzentration auf berufliche oder kreative Projekte wird die Leere vorübergehend ausgeblendet, und das Gefühl von Sinn und Produktivität ersetzt das Bedürfnis nach sozialer Verbindung. Die Gefahr besteht darin, sich in die Arbeit zu flüchten und das eigentliche Bedürfnis nach echter Nähe weiter zu unterdrücken.
Serien und Filme bieten eine Möglichkeit, emotional in andere Welten einzutauchen und das eigene Leben für eine Weile zu „vergessen“. Ähnlich ist es bei Videospielen, die nicht nur Ablenkung, sondern auch eine Möglichkeit zur Interaktion mit anderen bieten können. Auch hier ist das Risiko, dass sich die Einsamkeit nach dem Ausblenden umso stärker zurückmeldet. Viele kompensieren Einsamkeit durch Essen, vor allem durch das sogenannte „Comfort Food“, also Lebensmittel, die Wohlbefinden auslösen. Essen kann kurzfristig trösten und das Bedürfnis nach Nähe symbolisch „füllen“, doch langfristig können sich durch unkontrolliertes Essen gesundheitliche Probleme und ein vermindertes Selbstwertgefühl einstellen, die die Einsamkeit weiter verstärken.
Drogen, oberflächliche Beziehungen, Dating und andere Strategien
Alkohol und bestimmte Substanzen wirken entspannend und schaffen eine vorübergehende Illusion von Leichtigkeit oder Geselligkeit. Manche empfinden sich dadurch lockerer oder fühlen sich für einen Moment „nicht mehr allein“. Doch der Effekt hält selten an, und die Einsamkeit tritt oft nach dem Nachlassen der Wirkung umso stärker hervor. Manche suchen in häufig wechselnden Bekanntschaften oder unverbindlichen Beziehungen nach Nähe. Während Dating-Apps oder kurze Begegnungen ein schnelles Gefühl von Aufmerksamkeit oder Wertschätzung bieten, bleibt oft die tiefe emotionale Verbindung aus, die für das Überwinden von Einsamkeit notwendig ist. Einkaufen und der Kauf von „schönen Dingen“ kann ebenfalls eine Art Ersatzbefriedigung darstellen. Das Gefühl, sich selbst „etwas zu gönnen“, vermittelt kurzfristig Freude und kann die Leere überschatten. Doch auf Dauer bringt der materielle Konsum meist wenig gegen das Gefühl der Einsamkeit und kann langfristig auch finanzielle Probleme mit sich bringen.
Einsamkeit führt oft dazu, dass Menschen sich in Tagträumen oder nostalgischen Erinnerungen an die Vergangenheit verlieren. Sie denken an „bessere Zeiten“ zurück oder stellen sich eine Zukunft mit Nähe und Zuwendung vor. Diese Fantasien können Trost bieten, doch das Risiko besteht, dass sie das Hier und Jetzt vernebeln und keine echten Lösungen schaffen. Einige Menschen nutzen Hobbys oder Sport als Mittel, um sich abzulenken und die Einsamkeit zu „bekämpfen“. Dies kann durchaus gesund sein, da positive Aktivitäten ein Ventil bieten und soziale Interaktion ermöglichen. Allerdings kann auch hier eine übermäßige Fixierung auf Hobbys zur Vermeidung echter, emotionaler Nähe führen.
Neue Wege mit seiner Einsamkeit umzugehen
Einsamkeit anzuerkennen, ohne sich dafür zu verurteilen, ist ein erster wichtiger Schritt. Man kann sich fragen, was hinter der Einsamkeit steckt. Ein Bedürfnis nach echter Nähe, ein ungelöstes Gefühl oder vielleicht ein Wunsch nach mehr Sinn im Leben? Journaling, Meditation oder auch das bewusste Nachdenken helfen dabei, das eigene Empfinden besser zu verstehen. Einsamkeit kann Selbstzweifel hervorrufen, doch es hilft, freundlich mit sich selbst umzugehen. Selbstmitgefühl bedeutet, sich so zu behandeln, wie man auch einen guten Freund behandeln würde. Dazu gehört auch, sich selbst daran zu erinnern, dass Einsamkeit ein universelles Gefühl ist und man nicht „schwach“ oder „allein“ ist, nur weil man es fühlt.
Einsamkeit bietet oft die Möglichkeit, sich selbst besser kennenzulernen und Gefühle kreativ zu verarbeiten. Schreiben, Malen, Musizieren oder andere kreative Hobbys können helfen, die eigenen Gedanken auszudrücken und oft sogar neue Interessen oder Talente zu entdecken. Diese Ausdrucksformen schaffen ein Ventil und können befreiend wirken. Qualität geht hier vor Quantität. Sich authentisch mit anderen auszutauschen, das eigene Innenleben zu teilen und auch anderen zuzuhören, fördert echte Nähe. In den meisten Fällen braucht es Mut, verletzlich zu sein, aber es hilft, das Gefühl von Isolation zu überwinden. Es ist wertvoll, Schritt für Schritt vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen, z. B. durch Gespräche mit engen Freunden oder der Familie.
Ich lerne mich neu kennen
Alleine Zeit zu verbringen, ohne sich dabei einsam zu fühlen, ist eine Fähigkeit, die trainiert werden kann. Zum Beispiel kann man sich bewusst schöne Aktivitäten suchen, die auch alleine Freude machen, wie Wandern, Lesen, Kochen oder Reisen. Diese Erfahrungen stärken das Gefühl, mit sich selbst zurechtzukommen und die eigene Gesellschaft zu genießen. Einsamkeit wird oft von vielen Gedanken und Gefühlen begleitet. Achtsamkeitsübungen und Meditation helfen, sich von diesen belastenden Gedanken ein wenig zu distanzieren, sie zu beobachten und zu akzeptieren, ohne von ihnen überwältigt zu werden. Meditation kann helfen, einen inneren Ruhepol zu schaffen, der unabhängig von äußeren Umständen ist.
Manchmal entsteht Einsamkeit auch aus unrealistischen Erwartungen an Beziehungen oder an das eigene Leben. Indem wir lernen, gelassener mit unseren Erwartungen umzugehen und den Druck von uns nehmen, „immer glücklich“ oder „immer umgeben“ sein zu müssen, können wir oft besser mit Momenten der Einsamkeit umgehen. Ein strukturierter Alltag, gesunde Gewohnheiten wie Sport, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf fördern nicht nur das allgemeine Wohlbefinden, sondern können auch helfen, emotionale Tiefs abzumildern. Selbstfürsorge erinnert uns daran, dass wir wertvoll sind und gut für uns selbst sorgen können. Einsamkeit ist ein Gefühl, das oft schwer auszuhalten ist, aber auch eine Chance sein kann, sich selbst näherzukommen und das Leben zu gestalten, das wirklich zu einem passt.
Von Herz zu Herz, deine Martina
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