Podcast#217 – Die Falle der Projektionen – Zwischen Wunsch und Realität
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Die Falle der Projektionen hat bei mir vor einiger Zeit, mit voller Wucht zugeschlagen. Zwischen Wunsch und Realität lagen Welten, wie ich dann für mich schmerzlich erkennen durfte. Es gibt Lebensphasen, in denen wir unbewusst vom richtigen Weg abkommen, weil unsere Wahrnehmung durch eigene Projektionen verzerrt wird. Diese Projektionen können uns in Beziehungen führen, die nicht unserer Wahrheit entsprechen. Toxische Beziehungen sind der Klassiker, ohne dass wir es sofort bemerken. Das Gefährliche dabei ist, dass wir diese Projektionen oft nicht erkennen. Ich werde die eigenen Projektionen noch mal mehr in der Tiefe beleuchten und dich auf meine persönliche Reise mitnehmen, wie meine Projektionen zu Umwegen geführt haben.
In der heutigen Podcastfolge bespreche ich mit dir unter anderem:
- Was sind Projektionen?
- Der Kreislauf zwischen Projektionen und Enttäuschung
- Wie erkenne ich Projektionen schneller?
Was sind Projektionen?
Projektionen sind ein psychologisches Phänomen, bei dem wir Eigenschaften, die wir in uns selbst ablehnen, Wünsche und Sehnsüchte unbewusst auf andere Menschen übertragen. Wir sind oft nicht in der Lage, bestimmte Aspekte unseres Selbstbildes anzunehmen, sei es aufgrund von Unsicherheiten, Ängsten oder alten Verletzungen. Manchmal sind unsere Wünsche auch so signifikant, dass sie uns die Sicht versperren. Statt uns dieser Aspekte bewusst zu werden, sehen wir sie in anderen Menschen und glauben, dass sie deren Eigenschaften sind. Carl Gustav Jung, einer der bekanntesten Psychologen, hat den Begriff der Projektion geprägt. Er beschrieb, dass der Mensch dazu neigt, innere Konflikte und dazu gehören auch Sehnsüchte, nach außen zu verlagern. So wird die Welt zu einer Bühne, auf der wir unsere ungelösten Probleme und Sehnsüchte inszenieren. Diese Projektionen sind jedoch selten offensichtlich, sondern treten subtil und schleichend auf.
Ein typisches Beispiel für Projektionen in Beziehungen ist die Erwartung, dass der Partner uns retten oder heilen soll. Wir erwarten von unserem Gegenüber, dass er uns all das gibt, was uns in der Kindheit oder in früheren Beziehungen gefehlt hat. Diese Erwartungen können uns blind machen für die Realität und die eigentliche Dynamik der Beziehung. Ich bin, wie ich schon eingangs erwähnt habe, auf meine eigenen Projektionen hereingefallen. Man könnte jetzt sagen, wie dumm ich denn sei. Ich hätte es doch erkennen müssen. Ich habe für mich nicht den Anspruch, mein Menschsein abzuerkennen und Perfektion anzustreben, vielmehr bleibe ich Mensch und mache, wie jeder andere Mensch, meine Erfahrungen. Am Ende nehme ich so Wertvolles aus meinen letzten Projektionen mit.
Der Einfluss von Projektionen
Unsere Projektionen können Beziehungen stark beeinflussen. Wenn wir jemanden kennenlernen, sehen wir diese Person oft nicht so, wie sie wirklich ist, sondern wie wir sie uns wünschen. Wir nehmen an, dass der andere unsere Bedürfnisse erfüllt und genau die Eigenschaften hat, die uns in diesem Moment am meisten anziehen. In Wahrheit projizieren wir jedoch unser eigenes inneres Verlangen auf den anderen. Zu Beginn einer Beziehung ist das oft nicht erkennbar, weil die emotionale Euphorie uns die Sicht auf die Realität vernebelt. Doch mit der Zeit treten die wahren Charakterzüge unseres Partners zutage. Wenn diese nicht mit unseren Erwartungen und Projektionen übereinstimmen, entstehen Konflikte und Enttäuschungen.
Projektionen können der Nährboden für toxische Beziehungen sein, weil wir in einem solchen Zustand dazu neigen, uns selbst zu verlieren. Wir sehen den anderen nicht mehr als eigenständige Person, sondern als Erweiterung unserer eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Ängste. Ein typisches Szenario sieht folgendermaßen aus: Zu Beginn einer Beziehung fühlen wir uns von unserem Partner angezogen, weil er uns das Gefühl gibt, verstanden oder geliebt zu werden. In Wahrheit projizieren wir jedoch das Bedürfnis nach Sicherheit, Geborgenheit oder Anerkennung auf ihn. Wir nehmen den Partner nicht als das wahr, was er wirklich ist, sondern sehen in ihm das, was wir in unserem Inneren selbst nicht vollständig akzeptiert haben. Wenn sich herausstellt, dass der Partner nicht in der Lage ist, diese Projektionen zu erfüllen – und das ist unvermeidlich – entsteht Frustration. Der Partner wird oft als Ursache des Problems gesehen, obwohl die Wurzel der Problematik in uns selbst liegt. Es ist leicht, in diesem Stadium den anderen für das Scheitern verantwortlich zu machen, ohne die eigenen Projektionen zu hinterfragen.
Der Kreislauf von Projektionen und Enttäuschung
In toxischen Beziehungen verstärken sich Projektionen und Enttäuschungen oft gegenseitig. Wir projizieren weiterhin unsere unerfüllten Bedürfnisse auf den Partner, während er diese nicht erfüllt, weil er schlichtweg nicht dazu in der Lage ist. Das führt zu einem Gefühl der Hilflosigkeit, Frustration und manchmal sogar zu Manipulation und Kontrollversuchen. Diese Dynamik ist typisch für toxische Beziehungen. Beide Partner fühlen sich voneinander abhängig, aber in einer ungesunden Art und Weise. Sie versuchen, die Kontrolle zu behalten, um die Illusion der Projektionen aufrechtzuerhalten. Dies führt zu einem ständigen Hin und Her zwischen intensiven Höhen und Tiefen.
Bei mir war es so, dass ich mir so sehr die Erfahrung einer Partnerschaft gewünscht habe. Immerhin lag meine letzte Beziehung schon einige Jahre zurück. Ich wollte so gerne herausfinden, ob ich tatsächlich in der Lage bin, all mein Wissen umzusetzen. Das Schlimme war für mich im Nachhinein, dass ich von Anfang an erkannt habe, dass wir nicht zusammenpassen, da unsere Sicht auf Herausforderungen und die Welt, sich grundlegend voneinander unterschieden haben. Doch mein Wunsch nach Partnerschaft war stärker und so kam ich von meiner eigentlichen Vision einer Beziehung ab und ging einen Kompromiss ein, der mich von meinem wahren Selbst trennte. Die Enttäuschung folgte wenige Wochen später.
Selbstreflexion ist unabdingbar, um Projektionen zu erkennen
Selbstreflexion ist der Schlüssel, um Projektionen zu erkennen. Hier sind einige Fragen, die helfen können, eigene Projektionen zu identifizieren: Welche Erwartungen habe ich an meinen Partner? – Sind diese Erwartungen realistisch oder basieren sie auf einem Idealbild, das ich mir wünsche? Was suche ich in dieser Beziehung? – Versuche ich, durch den anderen etwas zu bekommen, was mir in meiner Kindheit oder früheren Beziehungen gefehlt hat? Wie reagiere ich auf Enttäuschungen? – Mache ich meinen Partner für meine negativen Gefühle verantwortlich oder suche ich nach einer Lösung in mir selbst? Welche meiner eigenen Unsicherheiten spiegeln sich in meinem Partner wider? – Oftmals projizieren wir unsere eigenen Ängste oder Schwächen auf den anderen, ohne es zu bemerken.
Ich kann rückblickend sagen, dass ich in meiner letzten Beziehung einen Mann gesehen habe, der er nicht war. Das meine ich nicht mit böser Absicht, sondern vielmehr aus meiner intensiven Selbstreflexion heraus und der Eigenverantwortung meiner eigenen Projektionen. Trotz aller Red Flags, die mir um die Ohren flogen, hielt ich für kurze Zeit an meinen Projektionen fest. Das spricht natürlich mein Gegenüber nicht frei von seinem Fehlverhalten. Weißt du, mir geht es nicht darum, irgendeine Schuldfrage zu klären, sondern vielmehr darum, mich selbst besser verstehen zu können, damit mir nicht immer und immer wieder solche enttäuschenden Erfahrungen widerfahren.
Ich male mir ein Bild von meinem Partner
Es beginnt oft unscheinbar, fast zärtlich. In der Euphorie des Neuanfangs sehen wir nicht den Menschen vor uns, sondern das Bild, das wir von ihm malen. Wir glauben, der andere sei die Antwort auf all unsere unerfüllten Träume, unsere unausgesprochenen Sehnsüchte. Und in dieser Illusion verlieren wir uns.
Jede Begegnung wird ein Spiegel unserer eigenen tiefsten Ängste, ungelösten Wunden und unerfüllten Bedürfnisse. Ohne es zu merken, projizieren wir all das, was wir in uns selbst nicht akzeptieren können, auf den Menschen, der uns am nächsten steht. Es scheint, als würde er all unsere Defizite ausgleichen, doch das ist nur eine Illusion – eine gefährliche.
Die Folge kann sein: Langsam, fast unmerklich, verwandeln sich die zarten Anfangsgefühle in Abhängigkeit, Kontrolle und Schmerz. Wir klammern uns an die Vorstellung fest, dass diese Person uns retten wird, dass sie all das heilt, was in uns zerbrochen ist. Doch je fester wir klammern, desto mehr entgleitet uns die Realität. In einer toxischen Beziehung sind wir nicht nur Gefangene des anderen, sondern auch unserer eigenen Projektionen. Wir sehen nicht mehr klar. Alles, was einst hell und liebevoll war, wird düster und verzerrt. Die Erwartungen, die wir in den anderen setzen, sind unerfüllbar – nicht, weil der andere fehlerhaft ist, sondern weil kein Mensch die inneren Leeren füllen kann, die wir selbst nicht heilen wollen. Es ist ein schleichender Prozess, bei dem wir immer tiefer in die emotionale Verstrickung geraten. Die Enttäuschungen häufen sich, und aus anfänglichen Hoffnungen werden Vorwürfe, aus Zuneigung wird Misstrauen, aus Nähe entsteht eine ungesunde Abhängigkeit. Wir geraten vom Weg ab.
Selbstbeobachtung und Achtsamkeit
Um Projektionen schneller zu erkennen, ist es wichtig, sich regelmäßig selbst zu reflektieren. Frage dich immer wieder: Was erwarte ich von meinem Partner? Sind meine Erwartungen realistisch, oder versuche ich, jemanden in eine Rolle zu drängen, die er oder sie nicht erfüllen kann? Wie reagiere ich auf das Verhalten meines Partners? Triggern mich bestimmte Verhaltensweisen besonders stark? Oft sind übermäßige emotionale Reaktionen ein Hinweis darauf, dass du etwas aus deinem Inneren auf den anderen überträgst.
Woher kommen diese Erwartungen? Frage dich, ob deine Erwartungen an den Partner vielleicht aus ungelösten Kindheits- oder Beziehungserfahrungen stammen. Projektionen entstehen oft, wenn wir versuchen, alte emotionale Wunden zu heilen, indem wir jemanden dafür verantwortlich machen, uns das zu geben, was uns früher gefehlt hat.
Befindest du dich in einer toxischen Beziehung, triggert dich dein Partner oftmals bewusst, um irgendwelche emotionalen Reaktionen aus dir herauszukitzeln. Das muss klar sein, dass emotionaler Missbrauch nicht erklärt, dass du nun ständig irgendwelche Kindheitserfahrungen heilen musst, damit die Beziehung funktioniert. In toxischen Beziehungen kann kaum die innere Kindarbeit durchgeführt werden, da der Narzisst immer wieder neue Punkte finden wird, die er als Aufhänger nutzt, um dich zu schwächen. Hier wäre der klügere Weg, die Beziehung loszulassen, um dich selbst zu retten.
Unterscheidung zwischen Realität und Wunschbild
Ein häufiger Indikator für Projektionen ist das Gefühl, dass der Partner nicht den Erwartungen entspricht oder „sich verändert hat“. Hier ist es wichtig, klar zwischen der realen Person und dem Bild zu unterscheiden, das du dir von ihr gemacht hast. Reflektiere hier in einem ruhigen Moment: Überlege dir, welche Eigenschaften du deinem Partner am Anfang der Beziehung zugeschrieben hast und welche dir jetzt fehlen. Ist das, was du ursprünglich in ihm gesehen hast, wirklich vorhanden gewesen, oder war es eine Projektion deiner eigenen Wünsche? Lass die Realität sprechen: Achte darauf, wie dein Partner tatsächlich ist, unabhängig von deinen Erwartungen. Welche Verhaltensweisen, Einstellungen und Werte bringt er oder sie tatsächlich mit? Versuche, die Person vor dir wertzuschätzen, wie sie ist, ohne sie durch deine Erwartungen zu filtern.
Projektionen entstehen oft, weil wir unbewusst von unserem Partner erwarten, dass er unsere unerfüllten emotionalen Bedürfnisse erfüllt. Anstatt darauf zu warten, dass der Partner diese Lücken füllt, übernimm Verantwortung für deine eigenen emotionalen Bedürfnisse. Das bedeutet: Frage dich, wie du dir selbst geben kannst, was du brauchst. Wenn du nach Bestätigung, Sicherheit oder emotionaler Nähe suchst, finde Wege, diese Bedürfnisse in dir selbst zu erfüllen. Das mindert den Druck auf den Partner und reduziert Projektionen.
Projektionen erkennen und die Realität akzeptieren
Projektionen sind normal und menschlich, aber sie können Beziehungen belasten, wenn sie unbewusst bleiben. Indem du regelmäßig Selbstreflexion betreibst, deine Erwartungen hinterfragst und an deiner emotionalen Unabhängigkeit arbeitest, kannst du schneller erkennen, wenn du projizierst. Gleichzeitig hilft es, deinen Partner so zu akzeptieren, wie er ist, und offen über deine Bedürfnisse zu kommunizieren, um ein gesundes Gleichgewicht in der Beziehung zu finden. Wenn du merkst, dass dein Partner nicht das ist, was du dir erträumt hast, liegt die Entscheidung bei dir: Kannst du ihn so akzeptieren, wie er ist, und an der Beziehung arbeiten? Oder ist es Zeit loszulassen und den eigenen Weg zu gehen? Beides erfordert Mut, aber die Ehrlichkeit gegenüber dir selbst ist der erste Schritt zu einer gesünderen, erfüllenderen Zukunft – mit dir selbst und in der Liebe. Sage so lange Nein zu Menschen und Situationen, bis dir dein Gefühl, deine Intuition und dein Körper ein eindeutiges Ja sendet.
Von Herz zu Herz, deine Martina
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