Podcast#207 – Überlebensstrategie „Abchecken“! Misstrauen und Kontrolle im Fokus

9. August 2024

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In Datingprozessen kann die Überlebensstrategie „Abchecken“ ein großes Problem darstellen. Wir beobachten die Körpersprache des Gegenübers, die Mimik, die Worte und jedes Verhalten – immer auf der Suche nach Hinweisen auf Ablehnung, Bedrohung oder Bestätigung. Doch was steckt hinter diesem Verhalten? Weshalb ist es uns kaum möglich, mal völlig entspannt einen Mann kennenzulernen, ohne gleich die nächste toxische Beziehung oder Narzissmus zu diagnostizieren? Ich möchte mit dir einen Blick darauf werfen, warum wir andere Menschen ständig abchecken, welche Auswirkungen diese Überlebensstrategie hat, wie sie unsere Beziehungen beeinflusst und wie wir einen gesünderen Umgang damit finden können.

In der heutigen Podcastfolge bespreche ich mit dir unter anderem:

  • Was bedeutet „Abchecken“ im Kontext Überlebensstrategien?
  • Warum entwickeln Menschen diese Verhaltensweise?
  • Welche Auswirkungen hat das „Abchecken“ und was kannst du tun?

Was bedeutet Abchecken?

Im Kontext des Datings bedeutet „Abchecken“ eine Reihe von Verhaltensweisen, bei denen man den potentiellen Partner intensiv beobachtet und analysiert. Es kann sich um das physische oder virtuelle überprüfen von Informationen und Verhaltensweisen handeln. Das physische Beobachten bezieht sich darauf, dass man die Körpersprache und Mimik des anderen genau beobachtet, um Hinweise auf Interesse, Desinteresse oder andere Emotionen zu erkennen. Beispiel: Wie oft lächelt der andere? Hält er Augenkontakt? Man beobachtet haargenau, wie der potentielle Partner sich in verschiedenen sozialen Situationen verhält. Wie geht er mit der Servicekraft um? Wie verhält er sich in der Nähe von Bekannten, Freunden oder der Familie?

Im weiteren Verlauf überprüft man die sozialen Medien, um mehr über seine Interessen, Freundeskreis oder vergangene Beziehungen herauszufinden. Welche Bilder und Beiträge postet er? Mit wem ist er befreundet? Man beobachtet die Online-Aktivitäten des potentiellen Partners, zum Beispiel wann er zuletzt online war oder welche Inhalte er liked oder teilt. Wie oft ist er online? Welche Art von Inhalten liked der potentielle Partner? Wenn man den potentiellen Partner abcheckt, analysiert man die Gespräche intensiv. Jede Nachricht und jedes Gespräch werden bis ins kleinste Detail auseinandergenommen, auf der Suche nach versteckten Bedeutungen oder Anzeichen von Desinteresse. Wie schnell antwortet er? Wie lang und detailliert sind die Antworten? Welche Emojis werden eingesetzt? Man achtet genau auf die Themen und die Wortwahl des anderen, um zu verstehen, wie ernsthaft und interessiert er ist. Spricht er über zukünftige Pläne? Verwendet er liebevolle oder distanzierte Sprache?

Abchecken durch übermäßige Suche nach Bestätigung 

Um sich sicher zu sein, dass der potentielle Partner Interesse hat, stellt man häufig Rückfragen, um sich der Gefühle und Absichten des anderen sicher zu sein. Das kann auf ganz subtile Art und Weise geschehen. Auch durch Fragen wie: „Magst du mich wirklich? Hast du wirklich noch Interesse? Wo siehst du uns in der Zukunft?“ Natürlich ist es wichtig abzuklären, ob eure gemeinsamen Vorstellungen über eine mögliche gemeinsame Zukunft übereinstimmen und passen. Doch wenn der potenzielle Partner ernsthaftes Interesse hat, wird er das auf eine gesunde Weise zeigen. Er zeigt beständiges Interesse und nicht nach kürzester Zeit distanziert. Wir checken dann sehr engmaschig ab.

Ich kenne es aus vergangenen Datingprozessen und habe die Männer auch abgecheckt. Es gab quasi eine Check-in- Liste, die ich für mich durchgegangen bin. Auch ich hatte Angst noch einmal verletzt zu werden. Mein innerer Fokus lag ausschließlich auf „Gefahr bannen.“ Im Grunde genommen war meine Check-in Liste so breit gefächert, dass es keinen Spielraum mehr für irgendwelche Macken und Kanten gab. Verspürte ich nur einen Anflug von Unsicherheiten des potenziellen Partners, gab ich ihm einen Korb. Zu groß war meine Angst, dass seine Unsicherheiten wieder auf mich projiziert werden. Ich vergaß dabei einen wesentlichen Punkt. Auch emotional gefestigte Männer haben Momente, wo sie ihre Balance verlieren. Ich habe irgendwann für mich verstanden, dass ich aus meiner Angst vor Ablehnung ganz schön streng war. Außerdem bin ich ja selbst auch nicht immer voll in meiner Mitte.

Auswirkungen des Abcheckens im Dating-Kontext 

Ständiges abchecken kann zu erhöhter Unsicherheit und Misstrauen führen, was die potentielle Beziehung belasten kann. Ein Beispiel dafür: Man fühlt sich nie ganz sicher, ob der andere wirklich interessiert ist, und sucht ständig nach Bestätigung. Wenn man zu sehr darauf konzentriert ist, den anderen zu analysieren, kann man selbst unauthentisch wirken. Man passt sein eigenes Verhalten an, um den Erwartungen des anderen zu entsprechen, statt einfach man selbst zu sein. Das ständige Beobachten und Analysieren können emotional anstrengend und stressig sein. Man fühlt sich ständig angespannt und kann die gemeinsamen Momente nicht genießen, immer aus der Angst heraus wieder abgelehnt zu werden. Das ist so schade, denn Beziehung findet immer im gegenwärtigen Moment statt.

Wir suchen ständig die Sicherheit, dass der potentielle Partner auch noch morgen da ist und in ein paar Wochen. Doch wenn wir uns selbst einmal ganz ehrlich fragen: Können wir mit absoluter Sicherheit sagen, dass wir noch in ein paar Wochen da sind? Wir können die Zukunft ein Stückweit beeinflussen, doch die absolute Sicherheit finden wir nur in uns selbst und im gegenwärtigen Moment. Durch das ständige Abchecken fokussieren wir uns so sehr auf irgendwelche Auffälligkeiten, die auf Ablehnung oder Desinteresse hinweisen könnten. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass wir etwas finden werden, was uns abschrecken könnte. Aber mal ganz ehrlich. Unserem Gegenüber wird auch nicht alles gefallen. Ich selbst erlebe derzeit eine wunderschöne Phase, in der ich alle Schutzschilder abgelegt habe. Ich zeige mich verletzlich, so, wie ich wirklich bin.

Die Wurzel der Überlebensstrategie Abchecken

Die Wurzel der Überlebensstrategie Abchecken

Viele Verhaltensmuster, die wir als Erwachsene zeigen, haben ihre Wurzeln in der Kindheit. Wenn wir in einer Umgebung aufgewachsen sind, die instabil oder unsicher war, haben wir möglicherweise eine erhöhte Wachsamkeit entwickelt. Kinder, die emotionale Vernachlässigung oder unvorhersehbare Reaktionen ihrer Bezugspersonen erlebt haben, lernen oft, ständig auf mögliche Bedrohungen zu achten. Diese Strategie kann so tief verwurzelt sein und sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzen. Traumatische Erfahrungen, wie Missbrauch oder Vernachlässigung, können eine mögliche Ursache dafür sein, dass wir uns ständig auf der Hut vor neuen Verletzungen fühlen. Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung neigen beispielsweise dazu, ihre Umgebung ständig nach möglichen Gefahren zu scannen. Dieses Verhalten ist eine Überlebensstrategie, die in gefährlichen Situationen sinnvoll sein kann, aber in sicheren und stabilen Umgebungen hinderlich wird.

Wenn unser inneres Kind die Kontrolle übernimmt, können wir eine ständige Überwachung der Menschen um uns herum entwickeln. Wir analysieren jede Geste, jeden Tonfall und jede Reaktion, um potentielle Bedrohungen frühzeitig zu erkennen. Dies führt zu Misstrauen und Schwierigkeiten anderen zu vertrauen, selbst wenn keine wirkliche Gefahr besteht. Ein starkes Kontrollbedürfnis kann ebenfalls eine Folge dieser Überlebensstrategien sein. Wenn wir in der Kindheit das Gefühl hatten, keine Kontrolle über unsere Umgebung zu haben, versuchen wir als Erwachsene dies zu kompensieren. Wir möchten Situationen und Menschen kontrollieren, um Unsicherheiten zu minimieren und uns selbst zu schützen. Dies kann jedoch zu Konflikten und Spannungen in unseren Beziehungen führen.

Stress und Erschöpfung durch das permanente Abchecken 

Die ständige Wachsamkeit und das Bedürfnis, den potentiellen Partner abzuchecken, können zu erheblichem Stress und emotionale Erschöpfung führen. Die permanente Anspannung beeinträchtigt unsere Lebensqualität und kann langfristig zu psychischen und physischen Gesundheitsproblemen führen. Die mögliche Beziehung kann sich nicht mehr natürlich entwickeln, was einfach so schade ist, denn so entgehen uns sehr viele wertvolle Erfahrungen. Deshalb frage ich mich immer wieder: Bin ich noch authentisch? Folge ich wieder irgendeiner Überlebensstrategie, um mich vor einer möglichen Verletzung oder Ablehnung zu schützen? Es ist so wichtig, dass wir uns darüber bewusstwerden, wann und wie unser inneres Kind die Kontrolle übernimmt, um uns selbst besser zu verstehen und unsere Reaktionen zu hinterfragen.

Weißt du, wenn wir gesunde Beziehungen erleben wollen, ist es wichtig, sich selbst gut zu kennen. Die gesunde Beziehung zu dir selbst, ist ein wesentlicher Bestandteil des Fundaments deiner zukünftigen Beziehung. Die Kommunikation verändert sich, die Anspannung lässt nach und vor allem können beide in ihrer Individualität weiterhin bestehen. Es entsteht keine ungesunde Anpassung, sondern ein gemeinsamer Konsens, der eine gesunde Beziehung überhaupt erst möglich macht. Ich selbst habe in den letzten 6 Jahren nichts anderes gemacht, als mich mit mir selbst auseinanderzusetzen. Erst jetzt kann ich sagen, dass ich mich in mir so richtig sicher und stabil fühle. Erst jetzt fühle ich mich bereit, meine Weiblichkeit und die damit auch verbundene Verletzlichkeit zu leben. Es fühlt sich sehr gut an und auch das, was gerade daraus entsteht.

Worst Case oder Best Case? Sicherheit gibt es nicht 

Wir malen uns immer das schlimmste Horror-Szenario aus, wenn wir einen tollen Mann kennenlernen. Was alles Schlimmes passieren kann. Durch das ständige Misstrauen und die Unsicherheit könnte man tatsächlich Verhaltensweisen auslösen, die zu Problemen führen. Wenn man den potentiellen Partner ständig verdächtigt und kontrolliert, könnte dieser sich zurückziehen oder distanzieren, was die eigenen Ängste bestätigt. Hier greift die selbst erfüllende Prophezeiung. Der Worst-Case trifft ein, die Ablehnung wird wahrgenommen und das Ergebnis wird sein: „Siehst’e, habe ich doch gesagt.“ Die eigenen Verhaltensweisen werden in diesen Momenten selten reflektiert. Das Gegenüber wird abgeschossen und eine weitere Enttäuschung verankert sich.

Das Problem ist, dass dieses auch bei einem anderen Mann passieren kann, wenn man sich nicht über seine eigenen Überlebensstrategien bewusst ist. Selbstreflexion ist in diesem Zusammenhang so wichtig und wertvoll, damit eben auch das Best-Case eintreten kann. Denn in dem Moment, wo du dich fragst: „Wozu checke ich gerade mein Gegenüber so übertrieben ab?“ Wirst du deinen eigenen Nutzen erkennen. Die Angst vor Ablehnung. Die Ur-Wunde von so vielen Menschen. Als ich alle Schutzschilder abgelegt habe, habe ich dieses mit voller Überzeugung getan. „Was soll mir passieren?“ Im Grunde genommen kann mir nicht wirklich etwas passieren. Ich kann jederzeit eine neue Entscheidung treffen. Außerdem kann es auch einfach mal gut werden. Der innere Fokus ist somit auf eine positive Erfahrung gerichtet.

Praktische Schritte zur Selbstfürsorge

Praktische Schritte zur Selbstfürsorge

Durch Selbstreflektion, Achtsamkeit, offene Kommunikation, Coaching oder Therapie, können die Entwicklung von Strategien zur Stressbewältigung gefördert werden. Die Verhaltensmuster können dann ebenfalls verändert werden, sodass du dich mehr und mehr entspannen kannst und eine mögliche Partnerschaft sich auf ganz natürliche Weise entwickeln kann. Ich selbst zum Beispiel meditiere jeden Tag, um immer wieder in meinem Körper anzukommen, meinen Kopf mehr und mehr zur Ruhe kommen zu lassen, denn wenn ich zu sehr verkopft bin, neige ich dazu Situationen zu sehr zu analysieren, was den gegenwärtigen Moment ganz schön blockieren kann. Beziehungen finden im Hier und Jetzt statt. Was morgen ist, kann niemand so wirklich wissen.

Was ich zum Beispiel auch noch mache, ist das Führen eines Journals, worin ich meine Dankbarkeit und schönen Momente festhalte. Außerdem reflektiere ich mein eigenes Verhalten und bin deutlich besser in der Lage, dieses gegebenenfalls anzupassen. Regelmäßige Bewegung, der Aufbau eines unterstützenden sozialen Netzwerkes und das Entwickeln einer ausgewogenen Lebensführung, unterstützt erheblich dabei, Datingprozesse ganz natürlich entstehen zu lassen. Ich selbst zum Beispiel, nehme an verschiedenen Aktivitäten über die App Meet5 teil. Ich lebe meine Berufung, lese gerne und treffe mich mit meinen Freundinnen. Somit wird meine Beziehung nicht überlagert. Ich fühle mich ausgeglichen und bringe eine ausgeglichene Qualität in die Beziehung mit hinein. Meine Ängste reflektiere ich regelmäßig und projiziere sie nicht. Das entspannt mich und mein Gegenüber.

Hilfe, um toxische Beziehungen zu verarbeiten und dir zu einem starken ICH zu verhelfen, erhältst du bei mir.
Ich freue mich auf dich.
Von Herz zu Herz, deine Martina

Für Heldinnen

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