Podcast#149 – Bin ich beziehungsunfähig?
Vielleicht kennst du auch diese Momente: Unerträglicher Liebeskummer, der Verlust der Selbstachtung, Selbstzweifel, das Gefühl der Wertlosigkeit und dann die kurzen Momente, in denen du mit einem Mann sehr glücklich bist.
Oftmals prägen diese Aspekte, den Verlauf einer unsicheren Beziehung, die eigentlich keine ist. Der Mann genießt zwar jegliche Vorzüge, die du zu bieten hast, von Zuwendung und körperlicher Nähe, doch darüber hinaus geht es nicht. Es reicht seinerseits einfach nicht für ein Bekenntnis, für Sicherheit und Kontinuität, die einen verbindlichen Rahmen herstellen würden. In unsicheren Beziehungen fängst du immer wieder von vorne an, denn nichts entwickelt sich in Richtung Partnerschaft.
Was folgt ist ein beständiger Zyklus von Nähe und Intensität, worauf dann die Trennung, Isolation und unerträglicher Liebeskummer folgt. Es sind die Verbindungen, in denen du immer wieder verlassen wirst. Jedes Mal, wenn ihr beide auseinandergeht, befeuert sich dein Schmerz von neuem. Du befindest dich wieder im Wartemodus, deine Selbstzweifel zerfressen dich innerlich und deine Liebenswürdigkeit gerät ordentlich ins Wanken. Es entsteht ein enorm hoher Leidensdruck in unverbindlichen Beziehungen.
Ich habe mich selbst sehr oft in solchen Beziehungen befunden, da mein Beziehungswunsch enorm groß war, von meinem Gegenüber eher weniger. Ich habe es oft erlebt, dass der Mann nicht verbindlich werden wollte und mir dieses auch kommuniziert hat. Heute kann ich ganz klar sagen, dass ich damals die Stärke meiner eigenen Gefühle deutlich unterschätzt habe. Ich war davon überzeugt, dass ich mich unter Kontrolle hätte.
Ob es die klassische Affäre ist, die toxische Beziehung oder auch einfach nur die Verbindung zu einem Mann, der sich nicht wirklich binden will, all diese Zweierkonstellationen, gehören ebenfalls zu den unsicheren Beziehungen.
Der Herzschmerz ist quasi schon besiegelt, wenn in solchen Beziehungen das Happy end erwartet wird. Es ist also wichtig zu reflektieren, wie man in solch eine schmerzvolle Konstellation hineingeraten kann und warum man kaum noch in der Lage ist, dort wieder herauszufinden. Es ist somit wichtig Ursachenforschung zu betreiben, um sich selbst und seine Überlebensmuster und Strategien besser kennenzulernen. Vielleicht kann ich einen Teil dazu beitragen, dass du dir selbst näherkommst und damit einen Schritt in Richtung gesunde Beziehung zu dir selbst zugehst. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir Menschen beziehungsfähig sind. Bleiben jedoch unsere eigenen destruktiven Verhaltensweisen unerkannt, führen diese in der Regel zu ungesunden Beziehungen oder zumindest zu sehr viel Herzschmerz in Datingprozessen.
Ich stecke im Überlebensmodus fest
Dadurch, dass wir oftmals in der Kindheit sehr schmerzhafte Erfahrungen gemacht haben, wollen wir dieses auf keinen Fall noch mal erleben. Als Kind haben wir Schutzmechanismen aufgebaut, die uns weitestgehend schützen konnten. Dazu gehören die Retterrolle, das liebe und angepasste Mädchen, das Mädchen, das die Zähne zusammenbeißt und immer stark ist. In der Kindheit war dieses überlebenswichtig, nach diesem Muster zu handeln. Heute, als erwachsene Frau, hindert es uns daran, gesunde Beziehungen einzugehen. Was so viel bedeutet wie: Wir sind unauthentisch, verstecken uns hinter verschiedenen Rollenbildern und oftmals ist uns das nicht bewusst.
Lies ich mich auf einen Mann ein, distanzierte er sich häufig sehr schnell von mir. Über die gesamte Dauer unserer Verbindung fuhr in der Regel immer ich zu ihm und nicht er zu mir. Überhaupt lief das ganze allein nach seinen Spielregeln. Ich wartete, bis er sich meldete und er bestimmte die Abstände, die Dauer unserer Treffen und signalisierte auf subtilste Weise, dass ich keinerlei Mitspracherecht habe, wie wir unsere Verbindung ausleben könnten.
Ich hätte mich niemals getraut, mit ihm umzugehen wie mit einem Partner, den man einfach auch mal zwischendurch anruft, wenn man das Bedürfnis hat. Ich hatte einfach Angst zu aufdringlich zu erscheinen und unterdrückte stattdessen mein Bedürfnis. Hier ist schon klar ersichtlich, dass ich nicht mehr authentisch war, sondern mich bereits im Überlebensmodus befand. Die Angst vor Verlust und einer Trennung blockierten mein wahrhaftiges Auftreten.
Unsere Treffen liefen weiterhin nach dem gleichen Prinzip ab: Er meldet sich irgendwann, ich bin voller Euphorie und bereite mich bis aufs kleinste Detail auf das Wiedersehen vor. Sobald ich dann bei ihm bin, plaudern wir ein bisschen, trinken Wein und vergnügen uns auf körperlicher Ebene.
Durfte ich dann mal bei ihm schlafen, so war spätestens am nächsten Morgen mit der Nähe Schluss. Ich bekam vielleicht noch einen Kaffee und dann musste ich auch sehr schnell seine Wohnung verlassen. Gesagt hat er es nie, doch es war deutlich zu spüren, dass zwischen uns eine große Distanz herrschte. Was darauf folgte war völlig klar, ich hörte wieder wochenlang nichts von ihm und ich befand mich im Hangover-Modus. Es ging mir jedes Mal sehr schlecht, nachdem sich unsere Wege wieder getrennt haben. Ich wartete und wartete! Jedes Mal nahm ich mir vor, mich beim nächsten Treffen von einer noch besseren Seite zu präsentieren. Bloß keine Fehler machen. So war ich noch lieber, verständnisvoller und angepasster. Wahnsinn!
Ob es meine toxischen Beziehungen waren oder eben solche Affären, ich verhielt mich immer wieder gleich. Um ihn zu beweisen, dass ich die Frau und die Wegweiserin zu seinen wahren Gefühlen bin, lenkte ich unsere Gespräche schnell in eine Richtung, in der wir ernsthaft und intensiv über uns sprachen. Ich wollte ihm nahe sein und irgendwie auch ein Wir herstellen, doch dieses blockte er vehement ab. Mein ständiger Begleiter war der Druck, wichtig und die eine Frau für ihn zu sein. Gleichzeitig war die ständige Angst davor ihn zu verlieren, ein Fass ohne Boden. Ich hatte das Gefühl unter einem enormen Beweisdruck zu stehen. Es war schon so, wie ich es aus meiner Kindheit kannte, denn da versuchte ich mich ständig zu beweisen.
Wie tief ich mich in diese Verstrickung mit diesem Mann hinein katapultiert habe und wie aussichtslos das Ganze war, begriff ich erst später. Damals wusste ich einfach nicht, dass all das, was ich getan habe oder auch nicht getan habe, aus meiner unbewussten Angst heraus entstanden ist. Ich hatte eine Wahnsinnsangst vor dem Alleinsein. Somit verließ ich lieber die Beziehung zu mir selbst, als das Risiko einzugehen, diesen Mann zu verlieren. Hier zeigt sich deutlich ab, zu was der Mensch imstande ist, wenn er sich im Überlebensmodus befindet.
Reaktionen im Überlebensmodus
Im Überlebensmodus können Menschen verschiedene Verhaltensweisen und Reaktionen zeigen, um mit einer wahrgenommenen Bedrohung oder Stresssituationen umzugehen. Menschen können kämpferisch werden und versuchen, sich der Bedrohung oder dem Stress entgegenzustellen. Dies kann sich in Form von Konfrontation, Aggressivität oder Verteidigung äußern.
Wiederum andere Menschen zeigen es durch die Reaktion von Flucht. Sie versuchen dann, sich von der Bedrohung oder dem Stress zu entfernen, in dem sie sich emotional oder physisch zurückziehen oder die Situation komplett verlassen. In toxischen Beziehungen oder eben auch in solchen Verbindungen, wie ich sie oben genannt habe, zeigt es sich dann durch das sich nicht mehr melden oder auch die Trennung. So zumindest zeigte sich das Verhalten der Männer, mit denen ich in Verbindung oder in Beziehung stand.
Einige Menschen können im Überlebensmodus erstarren. Das war zum Beispiel mein Modus. Ich hatte das Gefühl, handlungsunfähig oder blockiert zu sein und hatte Schwierigkeiten, angemessen auf die Situationen zu reagieren. Es war mir in diesem Stadium nicht möglich klar zu kommunizieren, welche Bedürfnisse ich tatsächlich hatte und Grenzen ziehen konnte ich gar nicht. Ich hatte tatsächlich das Gefühl nichts tun zu können.
Auch die Hyperaktivität einiger Menschen können einen Überlebensmodus darstellen. Sie versuchen dann, sich durch übermäßige Aktivitäten oder Beschäftigungen abzulenken, um sich vor der wahrgenommenen Bedrohung oder dem Stress zu schützen. Es gibt noch einen letzten Überlebensmodus, der Beziehungen stark einschränkt. Das starke Bedürfnis nach Kontrolle. Das bedeutet, dass Menschen in diesem Modus versuchen ihren Partner oder ihr Gegenüber zu kontrollieren, um sich sicher zu fühlen und die Bedrohung zu minimieren.
Mir ist es noch mal wichtig zu betonen, dass diese Verhaltensweisen im Überlebensmodus automatische Reaktionen sein können und nicht immer bewusst oder rational sind. Der Überlebensmodus ist eine Schutzreaktion des Körpers und des Geistes auf wahrgenommene Gefahren oder Stresssituationen.
In der heutigen Podcastfolge bespreche ich mit dir unter anderem:
- Was passiert, wenn ich im Überlebensmodus feststecke?
- Welche Reaktionen zeigen sich im Überlebensmodus?
- Was kann ich tun?
Wie löse ich den Überlebensmodus auf?
So viel sei schon mal vorweggesagt: Das Auflösen des Überlebensmodus erfordert Zeit, Geduld und Selbstreflektion. Der erste Schritt besteht darin, sich darüber bewusst zu werden, dass man sich im Überlebensmodus befindet. Achte auf die Anzeichen, die darauf hindeuten, dass du dich in einem Zustand erhöhter Anspannung, Verteidigung oder Vermeidung befindest. In dem du dir deiner Reaktionen und Verhaltensweisen bewusstwirst, kannst du beginnen Veränderungen einzuleiten. Hier könnte zum Beispiel ein offenes Gespräch mit deinem Gegenüber helfen oder vielleicht auch eine Grenze gezogen werden, die dringend erforderlich ist.
Nimm dir Zeit, um deine Ängste und vergangene Erfahrungen zu reflektieren, die möglicherweise zum Überlebensmodus beitragen. Frage dich selbst, welche Muster sich in deinen Beziehungen oder in deinem Leben wiederholen und wie sie mit deiner Angst oder deinem Stress zusammenhängen. Praktiziere Achtsamkeit, um den gegenwärtigen Moment bewusst wahrzunehmen und dich von automatischen Reaktionen zu lösen. In dem du lernst, deine Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen ohne Urteil zu beobachten, kannst du beginnen, dich bewusst von übermäßiger Angst oder Stress zu distanzieren.
Entwickle Fähigkeiten zur emotionalen Regulation, um mit starken Emotionen umgehen zu können. Das kann beinhalten, Entspannungstechniken zu erlernen, wie tiefes Atmen oder Meditation, sowie die Entwicklung von gesunden Bewältigungsstrategien, wie zum Beispiel das Schreiben von Tagebuch oder das Ausdrücken von Gefühlen durch Kunst oder Bewegung.
Identifiziere negative Denkmuster oder Glaubenssätze, die dich im Überlebensmodus halten und arbeite daran sie zu verändern. Ersetze sie durch positive und unterstützende Überzeugungen, die dir helfen Vertrauen aufzubauen und dich sicherer zu fühlen. Suche dir gegebenenfalls auch Unterstützung von einem Therapeuten, Berater oder Coach, der dir bei der Bewältigung des Überlebensmodus helfen kann. Sie könnt ihr wirklich spezifische Werkzeuge und Techniken an die Hand geben, um mit deiner Angst oder deinem Stress umzugehen und gesündere Beziehungs-und Bewältigungsmuster aufzubauen.
Es ist wichtig zu beachten, dass das Auflösen des Überlebensmodus ein individueller Prozess ist, der Zeit braucht. Sei da wirklich geduldig mit dir und erlaube dir, Schritt für Schritt voranzukommen. Mit der richtigen Unterstützung und deiner eigenen Entschlossenheit kannst du den Überlebensmodus allmählich auflösen und einen gesünderen Zustand erreichen. Du siehst, am Ende hat es nichts mit unserer Liebenswürdigkeit oder dergleichen zu tun, sondern eher mit gewaltigen Schutzmechanismen in uns, die sich auf uns und auf unsere Beziehung auswirken. Das ist nicht nur bei dir so, sondern bei den meisten Menschen auf dieser Welt.
Hier kannst du dir diese Podcastfolge anhören:
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