Podcast#147 – Zwanghafte Wiederholung toxischer Beziehungen
Vor vielen Jahren war ich sehr unbewusst und sah in einem neuen Partner die Chance, dass diesmal alles anders wird.
Im Zeitalter des Internets herrscht schon sehr viel Aufklärung über das Thema Narzissmus und toxische Beziehungen. Hier noch schnell ein Video angeschaut und dort den nächsten Beitrag inhaliert. Doch ich möchte dringend davor warnen, dass dieses ein professionelles Coaching oder eine Therapie ersetzt. Social Media ist keine Therapie, auch wenn ich dieses auf Instagram immer wieder höre. Warum also in Herrgottsnamen wiederholen wir das, was uns zuvor so viel Herzschmerz und Leid erschaffen hat?
Bei mir kam 2017 der große Wandel, da ich damals innerhalb kürzester Zeit eine hoch toxische Beziehung durchlaufen bin. Nach ein paar Monaten war ich völlig gebrochen und ich fragte mich, warum mir das immer wieder passiert. Ich zweifelt sehr an mir und meiner Beziehungsfähigkeit. War ich einfach nur zu dumm? Hatte ich es nicht verdient Liebe und Wertschätzung zu erfahren? Ich kann mich noch sehr gut an diesen Moment erinnern, als ich in der Badewanne lag und mir durch Zufall ein Video vorgespielt wurde. Der Titel lautete: das Leben schickt dir so lange dieselbe Lernaufgabe, bist du sie löst! Das hatte gesessen, denn auf einmal wurde mir schlagartig bewusst, dass ich ein wichtiger Schlüssel zu all meinen toxischen Beziehungen war.
Es durchzog mich damals ein so heftiger Schmerz, denn ich war zuvor davon zutiefst überzeugt, dass der Narzisst alleine schuld ist, dass unsere Beziehung nicht funktioniert hat. Aber warum würde ich dann immer wieder exakt dieselben Erfahrungen machen innerhalb meiner Liebesbeziehungen? Es war der Wendepunkt in meinem Leben und ich werde niemals die Zeit vergessen, die daraufhin für mich folgte. Es war die Reise zurück in meine Kindheit.
Das zwanghafte Wiederholen toxischer Beziehungen kann auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein. Zum einen Muster aus der Kindheit, auf die ich gleich noch mal näher eingehe. Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl sind oft anfälliger für toxische Beziehungen. Im Inneren sind sie davon überzeugt, dass sie keine gesunden Beziehungen verdienen oder dass sie nicht in der Lage sind, jemanden zu finden, der sie auf eine positive Weise behandelt. Dadurch akzeptieren sie toxische Dynamiken und setzen die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zurück. Auch die Angst vor dem Alleinsein ist ein wesentlicher Faktor für die Wiederholung toxischer Beziehungen. Man sehnt sich nach emotionaler Nähe und Verbundenheit und hält dann an toxischen Beziehungen fest, selbst wenn diese absolut schädlich sind.
Die Angst davor alleine zu sein oder niemanden zu finden, kann die Entscheidung beeinflussen, sich auf Menschen einzulassen, wo das Bauchgefühl schon eindeutig Alarm schlägt. Befindet man sich in den Fängen eines Narzissten, ist die emotionale Abhängigkeit besonders groß. Narzissten können so geschickt darin sein, ihre Opfer an sich zu binden. Sie wenden Taktiken wie Love Bombing an, betreiben Gaslighting oder andere emotionale Manipulationen. Das Opfer befindet sich dann in einem zermürbenden Zyklus, in dem es ständig versuchen wird, die Liebe und Anerkennung des Partners zu gewinnen, auch wenn sie am Ende immer wieder enttäuscht wird.
Manchmal sind Menschen sich ihrer eigenen Muster und Verhaltensweisen nicht bewusst. Auch ich war dieses lange Zeit nicht. Somit werden unbewusst toxische Beziehungsmuster, ohne diese zu erkennen, immerzu wiederholt. Eben genau diese Muster führen dazu, dass wir immer wieder ähnliche Beziehungen eingehen, bis man sich seiner eigenen Muster bewusst wird und Veränderung vornimmt.
Ein Kindheitstrauma beeinflusst spätere Beziehungen
Unsere Erfahrungen in der Kindheit können einen großen Einfluss auf unsere Beziehungsmuster haben. Wenn wir in unserer Kindheit traumatische oder dysfunktionale Beziehungen erlebt haben, können wir unbewusst nach ähnlichen Mustern suchen, weil sie uns vertraut sind. Das kann dazu führen, dass wir uns immer wieder in toxischen Beziehungen wieder finden. Kindheitstraumata können die Art und Weise beeinflussen, wie wir uns in Beziehungen binden.
Wenn jemand beispielsweise in der Kindheit Vernachlässigung oder Missbrauch erlebt hat, kann dies zu Schwierigkeiten führen Vertrauen aufzubauen und sich emotional zu öffnen. Ein unsicherer Bindungsstil, Ängstlichkeit oder Vermeidungsverhalten können sich entwickeln und die Beziehungsdynamik beeinflussen. Traumata können das Vertrauen in andere Menschen und die Fähigkeit zur Nähe beeinträchtigen. Das bedeutet, dass diese Menschen Schwierigkeiten haben, sich anderen gegenüber zu öffnen, aus Angst vor Verletzung oder Wiederholung des früheren Traumas. Sie können sich zurückziehen, Distanz wahren oder Beziehungen sabotieren, um sich selbst zu schützen. Es kann auch ins Gegenteil umschlagen und diese Personen klammern wie verrückt an ihrem Partner, aus Angst vor der Verlassenheitswunde.
Kindheitstraumata können die Fähigkeit zur Regulation von Emotionen beeinträchtigen. Das bedeutet, dass diese Menschen mit intensiven Emotionen kämpfen, die innerhalb toxischer Beziehungen auftreten. Sie haben dann Schwierigkeiten, ihre Emotionen angemessen auszudrücken und mit Konflikten umzugehen, was zu Spannungen und Problemen innerhalb der Beziehung führen kann.
Auch das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen können erheblich beeinträchtigt sein, wenn es in irgendeiner Form Kindheitstraumata gab. Dazu zählt im Übrigen auch, wenn die Mutter oder auch der Vater, das Kind in jeglicher Weise kontrolliert hat. Dieses Phänomen beschreibt z.B die Helikopter Eltern. Personen, die solch eine Erfahrung gemacht haben, können sich minderwertig fühlen, Selbstzweifel haben oder an ihre eigene Liebenswürdigkeit zweifeln. Dies kann sich auf die Beziehung auswirken, in dem sie sich weniger wert fühlen, Schwierigkeiten haben ihre Bedürfnisse auszudrücken oder ungesunde Beziehungsdynamiken tolerieren, da sie kaum in der Lage sind gesunde Grenzen zu ziehen. Kindheitstraumata können die Kommunikation und die Konfliktbewältigung in einer Beziehung beeinträchtigen und zu erheblichen Problemen führen. Es kann zu Missverständnissen, Frustration und einer erheblichen Verschlechterung der Beziehung beitragen.
Mir ist es wichtig zu erwähnen, dass diese Reaktionen unbewusst und nicht rational sind. Traumatisierte Menschen sollten sich keiner Schuldzuweisung unterziehen, wenn sie sich in ähnlichen Situationen wiederfinden. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es Zeit erfordert, Selbstreflektion und professionelle Unterstützung, um diese Muster zu erkennen und zu durchbrechen. Es können dann gesunde Bewältigungsmechanismen entwickelt werden, um sich aus schädlichen Situationen zu befreien.
Es fühlt sich so vertraut an
Obwohl das Trauma schmerzhaft war, kann es dennoch eine gewisse Vertrautheit und einen gewissen Komfort bieten. Das Gehirn ist bestrebt, das Bekannte aufrechtzuerhalten, selbst wenn es schädlich ist. Infolgedessen können traumatisierte Menschen dazu neigen, sich unbewusst zu Situationen hingezogen zu fühlen, die ihnen vertraut erscheinen, auch wenn diese sehr toxisch sind.
Erinnere dich einmal daran, wie die erste Begegnung mit deinem Narzissten war. Bei mir hat damals der Blitz eingeschlagen und es fühlte sich wahnsinnig vertraut an. So, als würde ich diesen Mann schon ewig kennen. Ihm ging es genauso. Im Unterbewusstsein sind all unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit abgespeichert, sowohl die schmerzhaften wie auch die schönen Erfahrungen. Treffen wir dann auf einen potentiellen Partner, der ähnliche Verletzungen in sich trägt, so fühlen wir uns magisch zueinander hingezogen. Wir sind dann davon überzeugt, dass das die große Liebe ist. Dem ist aber nicht so. Es sind lediglich unsere Verletzungen, die die sich quasi wiedererkennen.
Traumatische Ereignisse können das Gefühl von Machtlosigkeit und Kontrollverlust auslösen. Indem man sich erneut in ähnliche Situation begibt, wird man dann versuchen, die Kontrolle zurückzugewinnen oder die Vergangenheit zu „reparieren“. Dies kann eine Art von Wiederholungsverhalten darstellen, bei dem das Trauma wiedererlebt wird, in der Hoffnung, dass es diesmal anders endet.
Unsere frühen Erfahrungen prägen unsere Identität und beeinflussen, wie wir uns selbst wahrnehmen und wie wir uns in der Welt positionieren. Traumatische Erfahrungen können zu einer verzerrten Selbstwahrnehmung führen, die sich in der Vorstellung manifestiert, dass schmerzhafte Beziehungen oder Situationen das sind, was man verdient oder wert ist. Diese Identitätsmuster können dazu führen, dass man sich immer und immer wieder in ähnliche Situation begibt. Auf unbewusster Ebene versuchen wir dann, das vergangene Trauma zu heilen. Dies kann Teil des natürlichen Heilungsprozesses sein, bei dem das Gehirn versucht, das Trauma zu verarbeiten und zu überwinden, in dem es ähnliche Situationen wiederholt und versucht, neue Lösungen oder Ergebnisse zu finden.
In der heutigen Podcastfolge bespreche ich mit dir unter anderem:
- Woher kommt der unbewusste Drang nach Wiederholung?
- Welche Auswirkungen haben Kindheitstraumata auf Beziehungen?
- Kann ich mein Trauma in der toxischen Beziehung lösen?
Kindheitstrauma innerhalb der toxischen Beziehung heilen?
Die Auflösung eines Kindheitstraumas kann eine komplexe und herausfordernde Aufgabe sein, insbesondere wenn du gleichzeitig in einer toxischen Beziehung bist. Du darfst verstehen, dass der narzisstische Part innerhalb eurer Beziehung sich nicht verändern will. Für ihn bedeutet Veränderung Bedrohung und Kontrollverlust und das wird er um jeden Preis zu vermeiden wissen. Er wird alles daransetzen, dass weiterhin das Machtgefälle innerhalb eurer Beziehung bestehen bleibt. Somit ist es fast unmöglich, innerhalb einer toxischen Beziehung sein Kindheitstrauma zu lösen.
Es ist wichtig sich professionelle Unterstützung zu suchen. Als ich damals in meine Verarbeitung gegangen bin, hatte ich über zwei Jahre lang einen Therapeuten an meiner Seite, der mit mir Bewältigungsstrategien entwickelt hat. Es gab einen Narzissten, auf den ich sehr lange rumgekaut habe. D.h. auch nach der Trennung hatten wir mal mehr und mal weniger Kontakt. Ich konnte nicht komplett in meine Heilung innerhalb unserer Verbindung finden, da er immer wieder schmerzhafte Situationen provoziert hat, die mich erneut an mein Trauma erinnert haben. Kaum hatte ich die eine Verletzung und den dahinterliegenden Schmerz aufgelöst, so stach er schon in die nächste Wunde ein. Ich konnte mich gar nicht so schnell erholen, wie er immerzu ein neues Trauma reaktiviert hat. Am Ende blieb nur der vollständige Kontaktabbruch als logische Konsequenz. Es war für mich die Konsequenz vollständig in meine Heilung finden zu wollen.
Was ist wichtig zu wissen?
Sei ehrlich zu dir selbst über die Auswirkungen deiner Kindheitserfahrungen. Niemand muss sich dafür schämen. Viel wichtiger ist es sich aus Beziehungen zu lösen, die sehr viel Schmerz und Leid in dir hervorholen. Du bist jetzt eine erwachsene Person und in der Lage, dich aus toxischen Beziehungen zu lösen. Du musst nichts mehr aushalten. Nimm dir Zeit für Selbstfürsorge und achte auf dein eigenes Wohlbefinden. Informiere dich über Trauma und die Auswirkungen auf die Beziehungen. Je mehr du verstehst, wie dein Kindheitstrauma die gegenwärtige Beziehung beeinflusst, desto besser kannst du daran arbeiten, es aufzulösen. Reflektiere über deine eigenen Muster und Glaubenssätze und identifiziere welche davon aus der Kindheit stammen. Frage dich selbst, ob diese Muster und Glaubenssätze noch nützlich oder angemessen für dein gegenwärtiges Leben sind.
Arbeite daran, gesunde Beziehungsmuster zu entwickeln, auch wenn du eine gewisse Zeit auf Partnerschaft verzichten musst. Es ist erst mal wichtig dein eigenes inneres System zu verstehen, bevor du gleich wieder in die nächste Beziehung gehst, um dort die Erlösung zu finden. Bitte verstehe, dass du es nicht verdient hast, respektlos behandelt zu werden. Das ist alles Altes aus deiner Kindheit oder auch Jugend. Es ist an der Zeit, den Wiederholungszwang zu beenden und dich immer zügiger aus ungesunden Beziehungsdynamiken zu lösen. Das gilt übrigens auch für Freundschaften. Du musst nichts mehr aushalten oder über dich ergehen lassen. Es ist vorbei!
Hier kannst du dir diese Podcastfolge anhören:
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Von Herz zu Herz, deine Martina
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